
Wie unterscheiden sich die Ausdrucksweisen von Gefühlen im Japanischen und Deutschen
Die Ausdrucksweisen von Gefühlen unterscheiden sich im Japanischen und Deutschen in mehreren wichtigen Aspekten, die sowohl die nonverbalen, insbesondere mimischen Ausdrucksformen, als auch kulturelle Selbst- und Fremdwahrnehmungen von Emotionen betreffen.
Mimik und nonverbale Ausdrucksweisen
Studien mit japanischen Probanden zeigen, dass die prototypischen mimischen Ausdrucksformen für Basisemotionen (wie Ärger, Ekel, Angst, Freude, Trauer und Überraschung), die in westlichen Theorien (z.B. von Ekman) beschrieben wurden, bei Japanern nicht immer klar und universell so gezeigt werden. Japaner bringen z.B. bei emotionalen Szenarien seltener die Gesichtsausdrücke hervor, die gemäß der westlichen Theorie als prototypisch gelten. Besonders für Freude und Überraschung sind die Zielemotionen klarer abgebildet, während bei anderen Emotionen wie Ärger oder Ekel die Ausdrücke häufig schwächer oder anders geformt sind. Es gibt auch Unterschiede in den eingesetzten Gesichtsmuskeln (Action Units): Einige Muskeln werden bei Japanern weniger deutlich aktiviert als bei westlichen Probanden beim Ausdruck bestimmter Gefühle. Diese Abweichungen lassen vermuten, dass kulturelle Normen und soziale Kontexte eine wichtige Rolle dabei spielen, wie Gefühle mimisch gezeigt werden. Die theoretischen Modelle universeller Gesichtsausdrücke benötigen daher möglicherweise Anpassungen für ostasiatische Kulturen. 1, 2
Kulturelle Einflüsse auf Gefühlsausdruck
Japanische Kultur legt grundsätzlich Wert auf Zurückhaltung und Harmonie in sozialen Interaktionen, was sich auch in den Ausdrucksweisen von Gefühlen widerspiegelt. Das bewusste Zurückhalten bzw. die Modifikation von Emotionen (Display Rules) ist in Japan stärker ausgeprägt als in Deutschland, wo tendenziell direktere und offenere Gefühlsäußerungen gesellschaftlich akzeptiert sind. Dadurch werden im Deutschen Gefühle häufiger verbal und nonverbal unmittelbar gezeigt, während im Japanischen komplexe soziale Normen bei der Gefühlsäußerung die Zurückhaltung fördern können. Das beeinflusst beispielsweise auch die Wortwahl und den Stil der emotionalen Kommunikation in beiden Sprachen. 2
Zusammenfassung
| Aspekt | Japanisch | Deutsch |
|---|---|---|
| Mimischer Gefühlsausdruck | Milder, zurückhaltender, variiert kulturell | Stärker, vielfach prototypischer, direkter |
| Emotionale Gesichtsmuskeln | Weniger intensive Aktivierung bestimmter Muskeln | Intensivere Aktivierung, wie in westlichen Modellen beschrieben |
| Kulturelle Normen | Harmonie, Zurückhaltung, soziale Anpassung | Offenheit, Direktheit, individuelle Ausdrucksfreiheit |
| Verbaler Ausdruck | Nicht so direkt, oft indirekter Stil | Direkter, oft emotional expliziter |
Diese Unterschiede in der Ausdrucksweise von Gefühlen zwischen Japanisch und Deutsch zeigen, wie eng Sprache, Kultur und nonverbale Kommunikation miteinander verknüpft sind und wie wichtig kulturelles Verständnis bei der Interpretation von Emotionen ist. 1, 2
Verweise
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“Mein Hund hat mich bestorben” : sprachlicher Ausdruck von Gefühlen im deutsch-japanischen Vergleich
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Verständlichkeitsanalyse der japanischen und deutschen Rechtssprache
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Die Kumulation von Rücktritt und Schadensersatz im deutschen und im japanischen Recht
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Eine Studie uber die Reform des deutschen Gesellschaftsrechts und die Eigentumsformen von Gruppen
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Cultural Differences in Emoticon Perception: Japanese See the Eyes and Dutch the Mouth of Emoticons
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A Contrastive Analysis of Emotive Interjection (Kandoushi) in Japanese and Indonesian
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Die Struktur und Funktion von mimischen Emotikons in Deutschland und in China
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Das Empfinden der Anderen: über emotionale Pflichterfüllung und Externalisierung von Gefühlen